Erholung für Mutter und Kind

Eine Kur ist manchmal die Rettung

SVZ/Christian Koepke: Mutter-Kind- und Vater-Kind-Kuren sind gefragt. Spätestens seit der Corona-Pandemie, die viele Familien an die Belastungsgrenze gebracht habe, sei ein deutlicher Anstieg beim Interesse an den Kuren zu verzeichnen, sagt Lizzy Schultz, die bei der Arbeiterwohlfahrt in Schwerin eine Kurberatung anbietet. Etwa jeder fünfte Antrag auf eine Kur werde jedoch im ersten Anlauf von den Krankenkassen abgelehnt, die Chancen bei einem Widerspruch seien aber nicht schlecht.
Jede Mutter- oder Vater-Kind-Kur, die als Vorsorgeleistung bei der Krankenkasse abgerechnet werden soll, sei von einem Arzt zu verordnen, erklärt Schultz. „Dabei muss deutlich werden, dass die Notwendigkeit der Kur aus der Belastung durch die Mutter- oder Vater-Rolle resultiert, also etwa nicht berufliche Gründe hat.“ Angeführt werden könnten zum Beispiel Herz- und Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen, Unruhezustände oder Schwierigkeiten mit dem Rücken, so die Beraterin.
Etwa zwei bis drei Wochen dauert es nach Angaben von Schultz, bis die Krankenkassen über einen Kurantrag entscheiden. Ablehnungen würden zumeist mit der Begründung erfolgen, dass die Rolle der familiären Belastung im Antrag nicht deutlich genug werde. Die Beraterin unterstützt beim Ausfüllen des Kurantrags, rät Interessierten, möglichst frühzeitig in die Beratungsstelle der AWO am Platz der Jugend zu kommen.
Schultz hilft auch dabei, einen Widerspruch gegen einen ablehnenden Bescheid der Krankenkasse zu formulieren. „Mit einer aussagefähigen Begründung sind die Erfolgsaussichten groß“, so ihre Erfahrung.
21 Kalendertage umfasst eine Mutter- oder Vater-Kind-Kur. Einen Platz in einer Kurklinik zu bekommen, sei aber gar nicht so leicht, schildert die Awo-Beraterin. Ungefähr ein dreiviertel Jahr betrage aktuell die Wartezeit. Wer seine ein Jahr gültige Kostenzusage in der Tasche habe, sollte sich unbedingt auf eine Warteliste setzen lassen, empfiehlt Schultz, die bei der Suche nach einem Kur-Platz die Angebote unter dem Dach des Müttergenesungswerks im Blick hat. Manchmal ergebe sich auch spontan eine Möglichkeit.
Seit August 2022 ist Schultz als Kur- und Sozialberaterin bei der AWO tätig. 56 Frauen und Männern hat sie mit ihrer Expertise in diesem Zeitraum zu einer Kur verholfen. Für die Betroffenen sei die Kur eine Auszeit, um Abstand vom anstrengenden Alltag zu gewinnen, eine Zeit, in der oft auch die Bindung zum Kind noch größer werde.
Bei der Beantragung von jährlich rund 50 Mutter- und Vater-Kind-Kuren oder Einzel-Kuren für Mütter oder Väter hilft auch Susanne Lubig, die seit vielen Jahren bei der Caritas mit diesem Thema zu tun hat. Sie rät Interessierten ebenfalls, sich rechtzeitig zu informieren, damit die Kur „nicht richtig falsch“ beantragt werde. Im Fokus der ärztlichen Verordnung müsse die familiäre Situation stehen, betont auch Lubig.
Den Anstieg bei der Zahl der Kuranträge beobachte sie schon seit langem, sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Tatsächlich seien die Belastungen für Eltern mit der Zeit immer größer geworden, Corona habe dann noch ein Übriges getan. Für die inzwischen „gigantische Wartezeit“ auf eine Kur gebe es allerdings auch noch einen anderen Grund, so Lubig. Früher seien Kuren mit einer Länge von vier Wochen genehmigt worden, die Umstellung auf drei Wochen hätten etliche Kurhäuser wirtschaftlich nicht verkraftet.

Unsere Sozial- und Kurberatung hilft gern weiter!

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